Put Your Money Where Your Mouth Is

Im Familienbesitz befindet sich ein Röntgenbild, das meine fünfjährige Hals- und Brustwirbelsäule mit einer Opazität in Form einer Münze zeigt. Ein bißchen Kinderschädel ist auch drauf, was der Aufnahme eine putzige Note verleiht. Erklärter Plan der Eltern ist es, dieses Bild anlässlich meiner Hochzeit in humoristischer und im schlimmsten Falle, wie zu befürchten wäre, gereimter Form zum Teil des Entertainments der Gäste zu machen, und alle würden fröhlich sein und lachen und klatschen. Ain’t gonna happen.

Die Münze (20 Pfennig Ost) war mir mit der klaren Anweisung, sie in meine Sparbüchse zu werfen, überreicht worden. Wahrscheinlich um die Hände für eventuelle weitere Geldgeschenke frei zu haben, hatte ich sie kurz im Mund zwischengelagert und dabei nicht an die damit verbundenen Risiken gedacht. Die Erwachsenen hatten immer mit dem grausamen “Bauchaufschneiden” gedroht, sollte man mal so ungezogen sein und etwas nicht Essbares verschlucken. Als der Radiologe im Krankenhaus dann mit einer großen Schere und einer Rolle Leukoplast in den Händen meinen besorgten Vater begrüßte, war mir deswegen sofort klar, welche Therapie nun bevorstand; er hatte aber bloß gerade das Polster der Liege im Röntgenraum geflickt.

Meine Strafe bestand seinerzeit darin, eine gefühlte Ewigkeit stationär im Potsdamer Kinderkrankenhaus zu verbringen und währendessen von den größeren Kindern “Sparbüchse” genannt zu werden. Zur Strafverschärfung wurde eine Besuchs-Sperre verhängt. Daß das eine juristische wie pädagogische Fehlentscheidung war, konnte man gestern Abend im britischen Fernsehen verfolgen: Man hätte damals die Situation ganz anders angehen, mich fördern und einem schlummernden Talent den Weg ebnen können. Ich hätte ganz groß rauskommen können, und die Welt des Showbusiness würde mir jetzt zu Füßen liegen.