Bad Air Day

Ein gut durchgeplantes Wochenende in München stand mir bevor. Ich hatte sogar in einem Flughafen-Hotel in Heathrow übernachtet, um diesem grenzenlos freien Freitag schon ein Frühstück über den Wolken und ein Lunch in Ingolstadt abzutrotzen. Am Abend würde ich dann in Erding der Einweihung von Christianes neuer Praxis, in der neben schadhaften Zähnen auch noch kariöse Yings und Yangs ganzheitlich behandelt werden können, beiwohnen. Mein Horizont würde erweitert und mein Wissensdurst beflügelt. Schön hatte ich mir das ausgedacht und vorgestellt.

Ich sollte aber in jeder Hinsicht bis auf weiteres am Boden bleiben. Mein Flug wurde annulliert und ich angewiesen, mich in eine Schlange einzuordnen, an deren Spitze die Lösung meines Problems in Gestalt eines späteren Fluges warte. Maßstab einer langen Schlange war bisher für mich seit 1979 immer die disziplinierte Polonaise, die sich vom Lenin-Mausoleum über den Roten Platz hinaus schlängelte und schonmal zwei bis drei Stunden in Anspruch nehmen konnte bis man an dem kleinen Unheilstifter in seinem beleuchteten Glas-Sarg vorbeigeschoben wurde. Heathrow wusste das heute mit etwas über sechs Stunden glatt zu übertreffen. Angeblich war da Licht am Ende des Tunnels:

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Ich weiß nicht genau warum, aber ich wurde von einem kleinen Flughafen-Wichtigtuer mit offiziellem Namensschild aufgefordert, nicht zu fotografieren und das oben gezeigte Foto sofort zu löschen, er hole sonst die Polizei. Klar, daß hier alles so lange dauert, wenn während der Frühschicht noch Zeit für Kindereien ist.

Wenn man so einen halben Tag mit unbekannten Leidensgenossen in einer Schlange verbringen musste, sich gegenseitig seine Geschichten erzählt sowie gemeinsam und entschlossen verschiedene (und, mmh, immer deutsche) Vordrängler in die Flucht geschlagen hat, schweißt das zusammen und führt am Schluss sogar zu Abschieds-Szenen mit Gruppen-Winken.

Einen Ersatzflug gab es dann nicht, jedenfalls nicht am selben Tag. Inzwischen sitze ich wieder daheim in Blandford, there’s no place like home. Im Schaukelstuhl mit einem Erwachsenengetränk, und dann ist alles was uns groß und wichtig erscheint plötzlich nichtig und klein. Über den Wolken my ass.