Ich habe vor kurzem dieses lustige Bild von mir auf facebook gefunden. Ich hatte es noch nie gesehen, mich lange nicht mehr so gefreut und fand es nebst einigen sehr netten Mitschülern der Mountain Crest High School Class of 1987. In meinen Armen Darcie Olsen mit zeitgemäßer Haartracht und ein gerade verliehenes Dokument, was ich damals in meinem jugendlichen Übermut für ein Reifezeugnis hielt.
Wann immer es um Utah und seine liebenswürdigen Mormonen geht, kennt ja meine Freude sowieso keine Grenzen. Fassungslos glücklich machte mich aber dieses aufsehenerregende maritime Foto von dort:
Das liegt daran, daß einer der beiden Matrosen hier während meiner Zeit in Utah ein sehr guter Freund und noch besserer Mormone war. Er hatte im Gottesdienst Sonntags immer das Harmonium gespielt und mich häufig dazu überredet, zu dieser dreistündigen Veranstaltung mitzukommen wenn er mir im Gegenzug die Lieder-Auswahl überlässt (“The Battle Hymn of the Republic” war dann immer dabei, und ich machte mir in der Gemeinde einen Namen mit meinem überzeugenden “Glory, Glory, Hallelujah”-Crescendo). Ich erinnere mich, daß ich von ihm zum ersten Mal in meinem jungen Leben hörte, daß Homosexualität direkt in die Hölle führe, eine Frage die nie unter meinen heterosexuellen Nägeln brannte. Zum Abschied schenkte er mir ein Buch Mormon in der deutschen Fassung mit einer freundlichen Widmung. Ich hatte dann das letzte Mal etwas von ihm gehört, als er sich auf seiner aufopferungsvollen zweijährigen Mission als Bruder der Kirche Jesu Christi der Geheiligten der Letzten Tage befand. Inzwischen durfte ich auf facebook erfahren, daß er nach Kalifornien umgezogen ist, weil er dort die Liebe seines Lebens, den anderen Matrosen im Bild nämlich, legal heiraten durfte. Good on you, sailor!
Die Frage nach der einzig wahren Religion bleibt weiterhin unbeantwortet, Gottes Sinn für Humor hingegen halte ich hiermit zum wiederholten Male für hinreichend erwiesen.
Wer auch immer unter meinen facebook-Freunden in letzter Zeit mit einer unverletzten Hand noch sein Mobiltelefon halten konnte, hat schmerzhafte Momente im sozialen Netzwerk dokumentiert und geteilt: Ein britischer Bekannter hatte bei der Arbeit mit einem unvertrauten Werkzeug nicht aufgepasst und dem Begriff “Fingernagel” eine nunmehr für ihn ganz neue Bedeutung gegeben.
Der alte Schwede aus Stockholm fand, dass ein Blick unter das Pflaster seiner Kiteskater-Verletzung der Vorwoche überlieferungswürdig und facebook-fähig ist. Mahlzeit.
Eine eher flüchtige facebook-Bekanntschaft verbindet mich mit einem Angehörigen der amerikanischen Streitkräfte in Afghanistan. Auf den bin ich sogar ein bisschen stolz, weil ich finde, daß da schon etwas dazugehört, es hauptberuflich und ganztags mit einer amerikanischen Flagge am Ärmel in dieser trostlosen, undankbaren Gegend auszuhalten. Von ihm gibt es immer aktuelle Front-Fotos, und es ist seinem facebook-Status oft in Real-Zeit zu entnehmen, ob gerade im Camp eine Granate eingeschlagen oder die Latrine übergelaufen ist. Ist ja kein Geheimnis, welche Mannschaft ich bei diesem internationalen Auswärtsspiel anfeuere, und ich hoffe sehr, daß ordentlich Taliban-Ärsche getreten werden und dann alle endlich bald wieder gesund nach Hause können. Ich weiß nicht, ob ich meinem facebook-Freund das sagen sollte, aber vielleicht hätte er auf seiner im Netzwerk veröffentlichten Wunschliste für Care-Pakete an die Front nicht ausgerechnet das extra-weiche Toiletten-Feuchtpapier von Cottonelle auflisten sollen. Wenn das der Taliban liest, hauen die sich doch auf die Schenkel vor Lachen (psychologische Kriegsführung ist jedenfalls was anderes).
(Alle Fotos bei facebook gedragt und hier gedropt)
Koennte Gott vielleicht doch Matrose sein…?!