So frühkindliche Prägungen können ja festsitzen, die kriegt man nicht mehr raus: Drum stand ich gestern auch erstmals seit den frühen Achziger Jahren wieder mit einem Wink-Element in der Hand am Straßenrand. Zwar fühle ich mich immer sehr unbehaglich im Gedränge und kann dann auch böse arschig werden und um mich schimpfen, für jubelnde Menschenmassen mit guter Laune mache ich aber gerne eine Ausnahme. Und gejubelt wurde hier big time! Ganz besonders laut, als über große Lautsprecher zu hören war, daß der Erzbischof von Canterbury seine vom Brautpaar zu erwartende Antwort bekommen hatte, sowie weitere unübertrefflich geräuschvolle Zweimal als dann später auf dem Buck House-Balkon genauso oft geküsst wurde. Sogar sehr umfangreich geschnieft wurde da in der Menge.
Hätte ich mir natürlich alles im Fernsehen ansehen können (oder, wie viele, seit Wochen schon auffällig ununterbrochen darüber reden können, daß mich das ja überhaupt kein bisschen interessiere), statt stundenlang auf demselben Pflasterstein zu stehen und schlechte Fotos mit meiner kleinen Hosentaschenkamera zu machen. Wäre aber nicht dasselbe gewesen.
Beim abschließenden Überflug der Royal Air Force gab es eine Formation aus einem fetten restaurierten Lancaster-Bomber und jeweils flankierender Spitfire und Hurricane zu bewundern, und mal ehrlich: Wenn sich am Boden ein Deutscher mit etwas Dresden im Stammbaum darüber freuen kann, ist die Welt doch ein bisschen besser geworden.