Es heisst ja immer, die Welt sei ein Dorf, aber wenn auf meiner neuen kleinen Insel, die so winzig ist dass man sie auf der Wetterkarte oft nicht erkennen kann, im Haus nebenan die Schwester von Johnny Cash zu Besuch aus Nashville ist und ich zum Abendessen kommen darf, fehlen mir doch die Worte. Die Worte vielleicht, aber nicht das passende Hemd:
Take My Breath Away
Counting Crows
Just Sayin’
Nothing To Kill Or Die For
Gestern fand sich hier in Strandnähe tatsächlich noch eine ordentlich große englische See-Mine, die zwischen den Glockenblumen keiner bemerkt hatte. Als sie vor 70 Jahren hätte explodieren sollen, hätte das Telegramme an deutsche Privathaushalte und gerahmte Schwarzweissfotos zur Folge gehabt. Zum Glück hatte sich bis gestern Abend alles auf erfreuliche Weise weiterentwickelt, und ihre spektakuläre, von Experten durchgeführte Sprengung kann nun als digitales Farbfoto über das Internet in deutschen Privathaushalten angesehen werden:
MamaSaidThere’dBeDaysLikeThis
Man In The Mirror
You’ll Never Cruise Alone
Rock Island Lines
YouTakeYourAim, FireAwayFireAway
Ich habe einmal neben dem Ingolstädter Münster gearbeitet. Wenn da zur vollen Stunde die Turmuhr läutete, bewegte sich auch in der Praxis etwas, und zwar je nach Uhrzeit eine oder mehrere Helferinnen. Es konnte passieren, dass die mir assistierende Helferin verblüffend pawlowisch und synchron mit dem Glockenschlag des Münsters anlässlich ihrer Mittagspause von einer Kollegin intra-operativ abgelöst wurde. (“Hätten’s hoit wos G’scheits g’lernt.” wurde einmal gekontert, als ich murrte, dass ich schliesslich jetzt auch keine Mittagspause hätte.)
Seit Antritt meiner neuen Tätigkeit darf ich pünktlich zur Mittagsstunde mit einem zeremoniell abgefeuerten Kanonenschuss aus dem Castle Cornet gegenüber rechnen. Punkt zwölf macht es bumm. Gestern ausnahmsweise (in alter Marine-Tradition) sogar 21mal: Ein Thronfolger war geboren, das kommt so schnell nicht wieder vor.