Hank III Beats Elisabeth II

dsc06743sZwar war mein guter alter Leguan nach seinem Opa benannt, seit dem vergangenen Wochenende steht nun aber fest, daß Hank Williams III von allen dreien mein liebster ist. Mit seiner Band ASSJACK hat der die Hausärztin und mich so glücklich gemacht, wie es nur jemandem aus Tennessee gelingen kann.

Auch sein Bassist stellte sich als alter Freund aus unserem Stamm-Honky Tonk in Nashville heraus (wir haben ihm dennoch kein langes Gespräch über alte Zeiten aufgedrängt, weil sich gerade ein anhänglicher englischer Groupie bei ihm um eine spontane Übernachtungsmöglichkeit bemühte).

dsc06779sDer arme Hank war nun schon einige Wochen in Europa unterwegs gewesen, etwas kränklich und musste zwischen den Liedern über Kokain, Zigaretten und Alkohol immer mal einen Schluck warmen Kräutertee nippen.

Dennoch hat er über zweieinhalb Stunden sehr fließig und ohne Pause alles gegeben, bis er am Ende ganz durchnässt und fast nur noch von seiner Tinte bekleidet war.

Zum Glück hatte die Hausärztin Sprechstunde.

dsc06818bklein

Wie geplant haben wir dann am nächsten Morgen unseren Termin im Buckingham Palace wahrgenommen. Nachdem wir am Vorabend als einzige Untätowierte ganz warmherzig und unkompliziert in die Gesellschaft gewaltbereit wirkender Rockabillies und Punks aufgenommen worden waren, wirkte es jetzt schon etwas ungastlich und unverhältnismäßig, dass wir hier bei den Windsors durch mehrere aufwendige und lästige Sicherheitskontrollen mussten.

So Fotos wie mit Hank III haben wir natürlich auch mit Königin Elisabeth II gemacht, aber die alberne Nudel hat immer Grimassen gezogen und die Zunge herausgestreckt, deswegen sind die Bilder nix geworden.

dsc06817bklein

Dick In Dixie, Cunt In Country

Ein großes Wochenende ist vorgesehen. Gemeinsam mit der Hausärztin werde ich in London Kontakt mit zweierlei Adelshäusern haben: Am Samstagabend wird Hank Williams III, der Enkel vom Großmeister und Sohn von Bocephus, in der ausverkauften Garage in Islington unter großzügiger Verwendung schlimmer Worte sein Liedgut vortragen. Am nächsten Morgen haben wir dann ähnlich begehrte Eintrittskarten für den Buckingham-Palast for something completely different. YeeHaw, one will be amused. Hit it, Hank:

Mind The Gap

Manchmal begegnet man im multikulturellen London noch einem Engländer. Hört man in der U-Bahn vom Protokoll abweichende Durchsagen wie diese hier im folgenden, weiss man, daß man von einem Einheimischen gefahren wird. Die besten Ansagen, die ich bisher gehört habe, wollte ich schon lange mal präsentieren:

“Our next stop is Notting Hill Gate. Please mind the gap when leaving the train. If you are not leaving the train, there is no need to mind the gap. Everything’s allright, you are safe.”

“Please allow the doors to close. Try not to confuse this with “Please hold the doors open.”. The two are distinct and separate instructions.”

“We are sorry for the delay. This is because we are currently waiting for a new driver. Not that there was anything wrong with the old one, but we are waiting for a new one.”

Englischer Humor weiter hinten im Zug klingt dagegen so:

A Little Bit Of Life And LX

Herr Warhol hatte mir 15 Minuten Ruhm versprochen. Gerade habe ich zufällig auf YouTube gesehen, daß ich 2 Sekunden davon schon vor zwei Jahren aufgebraucht habe. Und zwar in Minute 1:38, hier, mal genau hinsehen:

Oz and Iz

p51404181

Ich hatte neulich die Gelegenheit, während so einer Art Wallfahrt einer meiner persönlichen Top-Reliquien ganz nahe zu sein: Dorothy’s roten Zauberschuhen. Die echten. Wenn man sie anhat, die Hacken zusammenschlägt und sagt “Es ist nirgends so schön wie zuhause.”, dann ist man zuhause. Auch wenn man vorher noch nicht so recht wusste, wo das eigentlich ist.

Davon konnte auch Iz ein Lied singen. Und auf seiner Ukulele spielen. Wenn ein dicker Südsee-Insulaner vom Land hinter dem Regenbogen singt, bin ich sehr glücklich und kann ihm das nachsehen, wenn er ab und zu ein paar Zeilen überspringt:

Hithtorischeth Plymouth

Weil ich so genügsam bin, freue ich mich selbst in meinem sechsten Jahr England-Urlaub immernoch ganz hemmungslos, wenn sich mir diese Insel genauso präsentiert, wie es die Illustrationen im Englischbuch kontinuierlich zwischen der fünften und dreizehnten Klasse versprochen hatten. Das muss dann natürlich sofort fotografiert werden:

dsc06252

An diesem Wochenende führte mich ein spontaner Hänschenklein-Wandertag nach Plymouth in Devon. Ich war schonmal in Plymouth, allerdings in Massachusetts, eine Partnerstadt in wahren Sinne: Von dem englischen Plymouth aus waren 1620 die Pilgrims auf ihrer Mayflower losgesegelt, weil man hier ihrer Religion gegenüber etwas intolerant war und sie lieber irgendwo in Ruhe gelassen werden und selber mal anderen gegenüber intolerant sein wollten. Wohl in einem Anflug von Heimweh haben sie ihren Ankunftsort in Massachusetts dann auch gleich “Plymouth” genannt. Inkonsequent, wie ich finde. Kreativer war da schon mein guter alter Held Captain James Cook, der 1772 von Plymouth losgemacht und so ziemlich alles im und um den Südpazifik herum entdeckt (Tonga!) und liebevoll mit originellen Namen versehen hat (Cape Tribulation! Repulsive Bay! Long Nose! Thirsty Sound!).

Und ich habe noch mehr gelernt: Nicht nur die Mayflower hat von Plymouth aus eine Reise angefangen, die die Welt verändert hat: Von hier ist 1588 die englische Flotte, feat. Sir Francis Drake, losgezogen um der spanischen Armada ordentlich in den Arsch zu treten und die englische Weltherrschaft seinerzeit einstweilen sicherzustellen (wer weiß, welche Sprache heute von Fluglotsen, Topmanagern und Hafennutten gesprochen würde, wenn das anders ausgegangen wäre?). Ausserdem hat Charles Darwin 1831 in Plymouth sein Around-The-World-Ticket eingelöst und auf der HMS Beagle eingecheckt, um sich mal alle Tiere von hier bis Galapagos genauer anzuschauen und mit seinen Schlussfolgerungen dann so richtig Staub aufzuwirbeln. Plymouth hat also ein paar  Geschichten zu erzählen und für jede die angemessene Skulptur und/oder Gedenktafel installiert.

Gefreut habe ich mich über eine kurze Begegnung mit zwei bilderbuchfähigen Mormonen-Missionaren (Hemd, Schlips, Rucksack, Namensschild). Die wiederum haben sich gewundert über meine Freude und mein interesseloses Wohlwollen. Ein paar hundert Jahre nach der Mayflower kommen nun also die Amerikaner in religiösen Angelegenheiten zurück nach Plymouth. Die historische Ironie ist mir erst später aufgefallen.