Saddle Up

images-11Seit dem Sommer gibt es in London ein ausgetüfteltes Leihfahrrad-System, und genausolange hatte es mich gestört, dass ich da nicht mitspielen durfte. Nun hat sich das geändert, und an meinem Schlüsselbund hängt ein kleiner Plastikstab, der mich an etwa 400 Docking-Stationen (früher “Fahrradständer” genannt) bei seiner Einführung in einen dafür vorgesehenen Schlitz dazu befähigt, ein Fahrrad zu befreien und damit loszuheizen. Nachdem man es wieder zurückgebracht hat, kann man sogar eine kleine Quittung mit seiner Strecke ausgedruckt bekommen und/oder sie hinterher im Interweb nachlesen. What a time to be alive.

boris-bike29-4151Zu verdanken haben wir das dem Bürgermeister von London, ein ganz fabelhafter Mann namens Boris Johnson. Nicht nur ist er seit Maggie Thatcher der erste und einzige britische Politiker, der in Volksmund und Presse allein durch Nennung seines Vornamens identifizierbar ist, der Name Boris hat sich nunmehr auch noch als Name für diese stabilen Londoner Fahrräder durchgesetzt: “to ride a Boris”. Der Herr Bürgermeister werde auch viel auf seinem Fahrrad gesehen, ist zu hören. Als Boris Johnsons Vater, der ihm sehr ähnlich sehen soll, neulich jemand “Wichser!” hinterhergepöbelt hat, soll dieser ungerührt von seinem Fahrrad gerufen haben “Sir, ich vermute, Sie meinen meinen Sohn.”

Am nächsten Wochenende werde ich wieder fortbildenderweise in London erwartet, aber ich glaube ich möchte schwänzen und mit Boris ein paar Tauben aufscheuchen.

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Goes Good With Beer

War ich doch jetzt auf dem Oktoberfest. Das in München. Jahrelang habe ich mal dort in der Nähe gewohnt, aber da wäre es viel zu einfach gewesen, dann auch mal hinzugehen. Ich musste erst wegziehen und dann von ganz weit weg mit der Lufthansa anreisen, so schwer macht man sich es manchmal.

Klar war, dass sich der Weg lohnen würde. Aber ich hatte ja keine Ahnung, wie sehr: Meitei war ihrer Aufgabe als Event-Manager wieder einmal mehr als gewachsen und hat somit gekonnt das volkstümliche Thema meines Besuches bestimmt: Wo auch immmer an diesem Wochenende Bier in Lederhosen und Dirndl getrunken wurde, da waren wir auch, und zwar biertrinkend in Lederhosen und Dirndl. Auch an Exklusivität nahm das Wochenende in seinem Verlauf zu: Beim Ingolstädter Volksfest kam noch jeder rein, beim Weißwurst-Frühstück vom Prinzenpaar musste man am Eingang schon erkannt werden, und ins volle Augustiner-Zelt auf der Wies’n schleuste uns dann hintenrum der Spezl eines Bekannten vonnem Bekannten, der Beziehungen hatte oder herausgefunden hatte, dass man in München weit kommt, wenn man den Schorschi, Toni oder Franzl kennt. Ungefähr 8000 Leuten war es auf diese oder andere Weise gelungen, ins Festzelt zu gelangen und wenn man sich so umschaute, hatten die alle bereits Freundschaft miteinander geschlossen.

Es gibt ja für alles einen Ort und eine Zeit, hier ausnahmsweise auch für Volksmusik. Das Liedgut war zum Mitgrölen geeignet und zupfte auch beharrlich ganz bestimmte Saiten, für die Exildeutsche empfänglich sein würden: Von guten alten Country Roads war da sogar auch die Rede, die einen nämlich wieder home taken sollten to the place I belong, jemand anderes wollte wieder hoam nach Fürstenfeld, und Nickerbocker wollte nur z’ruck zu Biene. Ich meine, die Kapelle wusste was sie tat.

Ich hatte unseren 8000 neuen Freunden später nur kurz mal den Rücken zugedreht, da war das Zelt hinter mir plötzlich weitestgehend geräumt. Früher war mir das noch nicht so bewusst gewesen, aber es gibt im Bayerischen etwas, das andere Sprachen missen: Eine Redewendung, die mit aller Liebe des Herzens aber ohne ungastlich zu wirken sagt, dass die Gäste sich jetzt verpissen sollen. Die Saal-Ordner machten davon reichlich Gebrauch – ein langsam und väterlich ausgesprochenes “Jetzadla, gehma.

Zu diesem Zeitpunkt stand schon fest, dass der Abend gelungen und ich sehr glücklich war. Aber immer wenn ich denke, jetzt gehe es nicht mehr besser, gibt es noch irgendwo Zuckerwatte. Meitei behauptet jetzt, es habe auch gebrannte Mandeln gegeben, aber an die erinnere ich mich nicht, was mich nachdenklich macht.

Am Schluss haben alle “Servus” gesagt und “Pfüat Eich“. Schöner kann man das nicht sagen.

German Shepherd

Als wäre ein langes Wochenende in der Hauptstadt mit Musical, traditionellem Käse-Picknick und vollen Einkaufstaschen nicht genug: Die Hausärztin hat dort auch noch einen Posterpreis in Kinder-HNO gewonnen. Ausserdem war noch ein anderer Deutscher in der Stadt; statt Fotos gibt es davon ein wackeliges Filmchen von mir:

War gewiss schwer zu finden, aber das hier ist die Internet-Seite, auf der sich mal keiner über den Papst aufregt und ihm für alles die Schuld gibt.

Quacking In Memphis

Wenn das diesjährige Broilertreffen schon einen Besuch in Memphis umfasste, durfte unser Besuch bei den Geflügelkameraden vom Peabody Hotel im Stadtzentrum nicht ausgelassen werden.

Die Peabody Ducks gibt es (mit wechselnder Besetzung) seit 1933, als zwei Scherzbolde aus der Chef-Etage des Hotels im Suff ein paar Enten in den Foyer-Brunnen setzten und dann so taten als wäre nix. Ein Angestellter mit Zirkus-Hintergrund hat dann angefangen, die Enten zur Nacht über den hauseigenen Fahrstuhl in ein Gehege auf dem Dach zu führen. Und weil er das so gut machte, wurde ihm der Titel Duckmaster verliehen und die Verantwortung für eine große Tradition übertragen. Ein roter Teppich führt nun vom Lift zum Brunnen. Ja, das Peabody Hotel, das sei doch das mit den Enten, würde man von nun an sagen.

Man kann den Enten jeden Morgen pünktlich um 11:00 Uhr und abends um 17:00 Uhr jeweils bei ihrem Arbeits- oder Heimweg zuschauen. Es scheint außerdem üblich zu sein, das zu fotografieren oder zu filmen. Haben wir natürlich gemacht:

Schland Of Hope And Glory

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Das bisher fußballfreie Leben kann ich wohl unter diesen Bedingungen nicht ungestört weiterführen. Zwischen meinen Geburtstagsgeschenken war nun sogar ein Nationaltrikot, wenn auch das meines Gastgeberlandes.

Für den größten anzunehmenden Völkerverständigungs-Albtraum hatte ich seit meiner Wohnsitzveränderung immer ein Weltmeisterschafts-Spiel England vs. Germany gehalten. Das war mir bisher erspart geblieben. Nun war es eingetreten, und kaum hatte ich mich hinterher aus meinem Versteck herausgetraut, durfte ich feststellen, das es trotz 4:1 gar nicht so schlimm war: Die Bevölkerung von Blandford war nicht unmittelbar nach dem Spiel mit brennenden Fackeln und Mistgabeln zu meinem Haus marschiert. Im umgekehrten Falle weiß ich nicht, wie viel englischen Hohn ich am Montag nach einer deutschen Niederlage hätte ertragen müssen, aber sicherlich lässt sich anhand von Statistiken mal errechnen, wie lange ich noch in England wohnen muss, um das herauszufinden.

Auch teilte mir eine achtjährige Patientin in der vergangenen Woche mit, sie hoffe doch ganz arg, daß Deutschland Weltmeister werde. Warum das denn, habe ich gefragt. Na, sie habe Deutschland gezogen: Ihre Klassenlehrerin hat zu Beginn der Weltmeisterschaft Lose mit allen teilnehmenden Ländern ziehen lassen. Jeder muss in diesen Wochen ein kleines Referat über sein gelostes Land halten und wessen Land Weltmeister wird, der bekommt nächste Woche eine Tafel Schokolade. Die Kleine war sehr erleichtert, daß Brasilien draußen ist (dieses Los hatte nämlich ein total doofer Junge). Hoffentlich bekommt sie die Schokolade.

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TheSecretChordThatDavidPlayedAndItPleasedTheLord

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Es heisst, um Country-Musik zu machen, brauche man 3 Gitarrengriffe und ein gebrochenes Herz. Daß es aber einer ganz besonderen Poesie bedarf, um es in diesem exklusiven Genre zu Ruhm zu bringen, zeigen die folgenden Zeilen, die ich in den vergangenen Wochen das Glück hatte, vorgesungen zu bekommen:

“If your phone don’t ring, you’ll know it’s me”

“Sometimes it takes balls to be a woman”

“Give me a beer as cold as my wife’s heart”

“I went back to my fourth wife for the third time to give her a second chance to make a first class fool out of me”

“I gave her the ring and she gave me the finger”

“My head hurts, my feet stink, and I don’t love you”

Ihr meint, das könne nicht sein? Das sei nicht ihr Ernst? Doch. Oder mit anderen Worten: God bless America.

Pretty In Pink

Eigentlich wollten die Broiler ja eine Studiosus-Reise durch die Antebellum-Bibliotheken Neu-Englands machen. Ich habe ihnen gesagt, eine Nash Trash-Tour mit den Jugg-Sisters im Big Pink Bus sei so ähnlich. Die glauben mir alles.

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Exit Through The Giftshop

Wallfahrt nach Graceland. Meine Arthritis ist weg! Die einzige Enttäuschung: Die strasssteinbesetzten Elvis-Presley-Rückenkratzer in einem der dünn gesäten Giftshops waren ausverkauft.

Die Hausärztin hat kurz mit dem Kopf geschüttelt. Blasphemie, dafür wird sie in der Hölle schmoren.

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