Seit dem Sommer gibt es in London ein ausgetüfteltes Leihfahrrad-System, und genausolange hatte es mich gestört, dass ich da nicht mitspielen durfte. Nun hat sich das geändert, und an meinem Schlüsselbund hängt ein kleiner Plastikstab, der mich an etwa 400 Docking-Stationen (früher “Fahrradständer” genannt) bei seiner Einführung in einen dafür vorgesehenen Schlitz dazu befähigt, ein Fahrrad zu befreien und damit loszuheizen. Nachdem man es wieder zurückgebracht hat, kann man sogar eine kleine Quittung mit seiner Strecke ausgedruckt bekommen und/oder sie hinterher im Interweb nachlesen. What a time to be alive.
Zu verdanken haben wir das dem Bürgermeister von London, ein ganz fabelhafter Mann namens Boris Johnson. Nicht nur ist er seit Maggie Thatcher der erste und einzige britische Politiker, der in Volksmund und Presse allein durch Nennung seines Vornamens identifizierbar ist, der Name Boris hat sich nunmehr auch noch als Name für diese stabilen Londoner Fahrräder durchgesetzt: “to ride a Boris”. Der Herr Bürgermeister werde auch viel auf seinem Fahrrad gesehen, ist zu hören. Als Boris Johnsons Vater, der ihm sehr ähnlich sehen soll, neulich jemand “Wichser!” hinterhergepöbelt hat, soll dieser ungerührt von seinem Fahrrad gerufen haben “Sir, ich vermute, Sie meinen meinen Sohn.”
Am nächsten Wochenende werde ich wieder fortbildenderweise in London erwartet, aber ich glaube ich möchte schwänzen und mit Boris ein paar Tauben aufscheuchen.